Bortenweben

Auf den Mittelaltermärkten sieht man häufiger Personen, die Borten in Brettchenwebtechnik herstellen. Neben dieser Webtechnik ist jedoch auch die Kammwebtechnik durch Funde von Borten belegt. Hier werden die Brettchen durch den sogenannten „Kamm“ ersetzt, ein Gebilde, das, wenn man es quer durchschneidet, einem Kamm ähnelt. Die Kettfäden, also die Fäden die das Grundgewebe darstellen, werden hierbei abwechselnd durch Löcher und Schlitze geführt. Dadurch ergeben sich durch Heben und Senken des Kamms die beiden „Fächer“, durch die dann das Webschiffchen mit dem Schussfaden geführt wird.

Hierbei unterscheide ich in drei Webtechniken (es gibt noch mehr!): der Leinenbindung, dem Kettrips und dem nordischen Einzug. Eine kurze Information zur Unterscheidung der Techniken folgt hier, wer das Weben erlernen möchte, kann mich aber auch gerne direkt ansprechen.

Die Leinenbindung

Bei der Leinenbindung sieht man bei dem Webstück hinterher sowohl den Kett- als auch den Schussfaden, da der Schussfaden nicht so stark angezogen wird und somit beide Fäden nebeneinanderliegen. Dieses muss bereits bei der Planung der Farbgestaltung bedacht werden.

Dieses Gewebe ist lockerer und damit nicht so stark belastbar, eignet sich daher vor allem als Besatz für Kleidung oder auch als Ziergürtel.

Der Kettrips

Beim Kettrips sieht man nur noch die Farben der Kette. Der Schussfaden wird so stark angezogen, dass er die Kette vollständig zusammenzieht und damit in der Kette „verschwindet“. Der Schussfaden ist somit nur noch am äußeren Rand der Borte als „Umschlag“ zu erkennen. Dieses kann als Gestaltungsmittel genutzt werden, indem man als Schussfaden eine andere Farbe als die äußerste Randfarbe der Kette wählt. Wählt man die gleiche Farbe wie die Randfarbe der Kette, ist selbst dieser „Umschlag“ nicht mehr zu sehen.

Im Wesentlichen ist man bei der Mustergestaltung hier auf Längs- und Querstreifen und auf Rechtecke/Quadrate beschränkt. Dafür erhält man aber eine sehr strapazierfähige Borte, die sich vielseitig als Kleidungsbesatz, Gürtel und auch als Taschenriemen einsetzen lässt.

Der nordische Einzug

Beim nordischen Einzug werden zwei Techniken kombiniert. Man unterscheidet hier zwischen dem Rand- und dem Musterteil. Beim Rand kommt die normale Kettripstechnik zum Einsatz.

Beim Musterteil wird zwischen Grundgewebefarbe und Musterfarbe unterschieden. Für den Musterteil zieht man nun immer abwechselnd 2 Fäden Grundgewebefarbe – 1 Faden Musterfarbe – 2 Fäden Grundgewebefarbe – usw. ein. Für das Muster ist das Erstellen eines Webbriefes notwendig, d. h. man legt vorher das Muster fest, welches man hinterher auf dem Grundgewebe sichtbar „aufgewebt“ haben möchte. Hierbei muss jeder einzelne Musterfaden ausgelesen werden, d. h. er wird mit Hilfe des Schiffchens entweder, wenn er sichtbar sein soll, nach oben geholt, oder wenn er nicht sichtbar sein soll, nach unten gedrückt. Die Fäden der Grundfarbe bleiben dabei so, wie sie beim Öffnen des Fachs gerade liegen.

So wird Zeile für Zeile der Musterbrief abgearbeitet und das Muster erscheint auf der Oberfläche des Webstückes. Dabei sollte man darauf achten, dass das Muster nicht zu lange Überfänge auf dem Grundgewebe aufweist, da sonst die Gefahr besteht, dass man später an diesen Fäden mit irgendwas hängenbleibt und sie unschön „herauszieht“. Hat man einen sehr feinen Faden, kann man den Musterfaden auch doppelt nehmen, damit er sich besser vom Grundgewebe abhebt oder man nutzt gleich einen etwas dickeren Faden für das Muster. Der Schussfaden wird so eng angezogen, dass die Musterfäden nebeneinander liegen und so keine „Löcher“ in dem Muster entstehen.

Da diese Technik doch schon sehr aufwendig ist und je nach Anzahl der Musterfäden auch sehr kompliziert werden kann, dauert die Fertigstellung natürlich entsprechend lange. Die Borte/das Band ist beidseitig verwendbar, da die Rückseite immer das Negativ der Vorderseite ist und das ist häufig ebenfalls sehr reizvoll. Die Borte/ das Band ist daher als Besatz oder auch als Gürtel verwendbar. Sind die Überfänge nicht zu lang, kann es auch als Taschenriemen verwendet werden. In Anbetracht der Zeit und somit auch der Kosten, die mit der Herstellung verbunden sind, wäre das jedoch ein seeehr exklusiver Taschenriemen!